Was hat er sich nun wieder eingefangen, der ärmste?! Nein, kein Grund zur Sorge. FOMO ist keine Krankheit (offiziell) aber es scheint hochansteckend zu sein.
FOMO steht für «Fear of Missing Out». Auf gut Deutsch die einfache «Angst etwas zu verpassen». FOMO kann viele Ausprägungen haben. Das beklemmende Gefühl, dass man gerade eine coole Party verpasst, alle die Welt bereisen – ohne mich – oder andere gar jenes erfüllte Leben führen, das ich eigentlich gerne hätte. Tatsächlich leide ich persönlich nicht besonders unter FOMO, auch wenn ich sie wahrnehme.
Die Ursachen für FOMO sind vielfältig. Was aber ordentlich einschenkt, sind (a)sozialen und andere Medien. Wir konsumieren Sie, scrollen durch die Posts und Stories von Menschen, die wir bewundern oder beneiden, deren Leben wir aber meist gar nicht kennen. Sie zeigen uns auch nur die schönen Seiten. Ihr kennt die Story und spürt, woher der Wind weht.
Hilft Digitaler Detox? Spoiler: Ja.
Alles nicht so schlimm, könnte man denken. Doch halte ich das Ganze für extrem sinnbefreit und damit alles andere als «mindful». Verlorene Energie, verschenkte Aufmerksamkeit und Konzentration – und von der habe ich beim besten Willen oft nicht genug.
Wie soll man sich sozialen Medien noch entziehen? Mir hilft der digitale Entzug oder ein gesunder digitaler Minimalismus. Ein paar Kniffe helfen mir, sinnlosen Medienkonsum bewusst zu machen und Ablenkungen und Reize einzuschränken. Dazu gehören:
Keine Benachrichtigungen
Ich habe keine Notifications auf dem iPhone aktiviert – ausser Whatsapp und mein E‑Banking (das tickt sonst nicht). Instagram, Facebook und den Messenger habe ich gar nicht erst installiert. Mein Gmail oder andere Apps generieren keine Push-Meldungen. Sogar mein liebstes Mediations-App habe ich ins ewige Schweigeretreat verbannt. Zudem ist mein Handy immer auf stumm und vibriert nicht. Es leuchtet nur, wenn es klingelt.
«Deep Work» von Cal Newport: Noch nicht fertig gelesen, kam «Digital Minimalism» raus. Der Typ schreibt ein bisschen effizienter als ich. Die beiden Buchtitel lassen darauf schliessen, woran das liegt.
Sonntag ist Instagram-Tag! Yey!
Ich bin einmal die Woche auf Insta aktiv. Und es ist nicht so, dass ich nur ab und an Sonntags durch den Feed scrolle. Ich poste gezielt, wovon ich denke, es könnte für die Welt und mein Ego wichtig sein und interagiere mit ein paar Menschen. Manchmal schaue ich am Montagmorgen nochmal rein. Vielleicht hat jemand geschrieben? #FOMO. Aber meist zieh ich am gleichen Tag noch den Stecker und deinstalliere die App.
Ja, richtig gelesen. Ich bleib eine gute Sekunde mit dem Finger auf dem Icon und drück das kleine ⓧ und tschüss. Ein bewusstes Ritual.
Regelmässige Digital-Detox
Neben dem, dass ich nur einen Tag die Woche auf Instagram bin, lege ich zwischendurch gerne eine Detox-Phase ein. Das heisst, ich verzichte bewusst für ein paar Tage oder eine Woche auf allzu viele Reize.
Diese Woche zum Beispiel habe ich gleich auf sämtliche Online News, TV oder Streaming und sogar meine geliebten Podcasts verzichtet.
Matt D’Avella ist eine der Figuren, die mich zum Verzicht auf gewisse Dinge inspiriert hat. Auch, dass man immer mal wieder eine Challenge braucht. Der Schnauz hatte ebenfalls was mit einer solchen zu tun, glaube ich.
«Aber hast du dich denn nicht im Griff?»
Doch doch, im Gross und Ganzen. Aber, wenn ich merke, dass ich aus Langeweile, im Reflex, wie fremdgesteuert das Handy rausnehme und irgendeine App starte, nervt mich das. Oder besser gesagt: Ich sehe es als Challenge, ein unnötiges und destruktives Verhaltensmuster abzulegen.
Beobachte dich einmal selbst
Mal Hand aufs Herz – die, die du gerade nicht am Handy hast. Wenn du das nächste mal eine Ausrede parat hast, warum du nicht 10 Minuten Zeit gefunden hast zu meditieren (ersetze meditieren mit sonst was schlauerem).
Vielleicht ist es an der Zeit, auch hie und da einmal den virtuellen Stecker zu ziehen. Und wenn es am Anfang beklemmend wirkt, erst recht! Mit der Zeit wird aus #FOMO nämlich #JOMO – the «Joy of Missing Out».
Viel Spass mit der neu gewonnen Zeit!
Zuguterletzt: Zieh dir eine der Bildstrecken von Erick Pickersgill rein. Der Fotograf hat Menschen in Alltagssituation abgelichtet und das Handy aus der Hand verschwinden lassen. Es bleiben Gesichter, die in leere Handflächen starren. Beeindruckend, genial und beängstigend zugleich. 😳
Reklame aus früheren Zeiten
Das passende Titelbild hab ich von Ludovic Toinel via Unsplash. Danke.