Auch wenn sie noch so sanft scheint, die Yin Yoga-Praxis bewirkt nicht nur viel in unserem Geist sondern auch im Körper. Nun, an deiner Balance übst du dich dabei wohl nicht, deine Muskeln trainierst auch kaum und nicht einmal wirklich viel beweglicher wirst du. Oder vielleicht doch?
Mit den Yin Yoga-Posen, den langen und sanften Stretches und feinem Druck erreichst du etwas, das du mit kaum einer anderen Praxis hinkriegst. Du arbeitest gezielt mit deinem Bindegewebe. Der Mensch besteht grob eingeteilt aus einem knochigen Gerüst, ein paar lebenswichtigen Organen, ein paar Litern Blut und einem mehr oder weniger gut verdrahtetem Nervensystem. Dieses feuert ein Geflecht an Muskeln an und diese halten uns in Bewegung und am Leben.
Und die Faszien?
Irgendwo zwischendrin findest du reichlich Bindegewebe. Dazu zählen vor allem Bänder und Sehnen, Knochen und zum Teil Knorpel, allerlei Formen von Glibber und eben genau: die Faszien. Diese umschliessen unsere Muskelfasern, Organe und mehr wie feine und gut vernetzte Tütchen. Sie sorgen für die richtige Schmierung, speichern unter anderem Wasser und transportieren sogar Boten- und Nährstoffe.
Lange blieben diese Faszienstrukturen unterschätzt. Sie schienen nicht so überlebenswichtig, wie das Blut, das durch unsere Adern fliesst – Muskeln arbeiten sichtbar mehr und ohne Nerven geht auch nichts.
Für was sind sie denn noch gut?
In jüngster Zeit hat man herausgefunden, dass die Faszien, so passiv sie auch scheinen mögen, weitere wichtige Funktionen einnehmen können. Denn geht es den Faszien nicht gut, geht es den umliegenden Organen nicht gut. Faszien können verkleben, verhärten und strukturelle Schäden aufweisen. Dies wird beobachtet bei falscher Beanspruchung oder Versorgung, Verletzungen, Entzündungen aber auch bei Krebswucherungen.
Was hat das mit Yin Yoga zu tun?
Was passiert nun mit unseren Faszien beim Yin Yoga und warum soll das gut sein für uns? Faszien lassen sich nicht nur in der Yin Yoga-Praxis adressieren. Das funktioniert auch mit den bekannten schwarzen Rollen, Massage mit Bällen, manuellen Therapien wie Rolfing.
Kennst du Silly Putty? So ein farbiger zähflüssiger Spielzeug-Schleim, bis man draufhaut. Dann wird er sofort steinhart. Ähnlich reagieren Faszien auf zu intensiven Stress. Darum ist es so wichtig, dass man im Yin Yoga immer weit unter dem persönlichen Limit bleibt. Diese feine Beanspruchung – richtig dosiert – macht Faszien geschmeidig, hilft den Stoffwechsel im Bindegewebe anzukurbeln und zu regenerieren. Faszien legen nämlich ein faszinierendes Verhalten an den Tag, wenn man sanft mit Ihnen umgeht, also lange und gemütlich dehnt oder drückt. Wasser entweicht wie aus einem Schwamm mit dem Unterschied, dass sich dieser danach wieder satter mit Wasser füllen als zuvor – und das ist gut so.
So haben Forscher herausgefunden, dass ein regelmässiges Faszien-Training hilft, Entzündungen eher in Schach zu halten. Gesunde Faszien sorgen auch für eine bessere «Schmierung» deiner Muskeln und reduzieren die Schmerzempfindlichkeit rund um beanspruchte Bänder und Sehnen. Alles in allem kann es also doch sein, dass Yin Yoga zu mehr Balance, einer besseren Muskelfunktion und Beweglichkeit führt.
Und das ist noch lange nicht alles: Was beim Yin Yoga mit deinem Nervensystem passiert, wie es Stress abbaut und sonst noch deine Energie beinflusst, erfährst du bald auch an dieser Stelle.